Warum? Warum versuchte er jetzt alles was wir je hatten schlecht zu reden? Als wäre es völlig bedeutungslos gewesen. Warum konnte er nicht einfach akzeptieren wie es nun einmal war? Man brauchte keine Gründe um sich in jemanden zu verlieben, es passierte einfach. Er machte sich selbst schlechter als er eigentlich war. Ich musste nur noch für mich herausfinden, ob er das tat damit ich mich besser fühlte oder ob er wirklich so über sich und uns dachte.
"Du verstehst das nicht. Ich liebe dich nicht einfach weil du für mich da warst. Ich liebe es wie du mich anlächelst. Ich liebe dich, weil du mir die Chance gegeben hast dich kennenzulernen, obwohl wir doch so verschieden sind. Ich liebe dich weil ich bei dir sein kann wer ich bin ohne mich verstellen zu müssen. Ich liebe dich, weil ich mit dir über alles reden und über jeden Scheiss lachen kann. Wenn du mich ansiehst, bleibt für mich jedes Mal für einen Moment lang die Welt stehen. Jede Berührung, mag sie noch so unschuldig sein, löst in mir so ein wahnsinniges Glücksgefühl aus. Ich fühle mich bei dir wohl und sicher. Du gibst mir das Gefühl, dass ich nicht ständig an mir zweifeln muss weil es okay ist, dass ich so bin wie ich bin. Ich liebe dich, weil du es auf unerklärliche Weise immer wieder schaffst mich zum lachen zu bringen, auch wenn mir überhaupt nicht danach ist. Und ich liebe dich, weil du derjenige warst der mir gezeigt hat wie stark ich sein kann. Also versuch nicht mir oder dir einzureden es wäre falsch dich zu lieben, denn das ist es nicht. Ja, es tut im Augenblick wirklich weh und doch überwiegen die positiven Gefühle immer wieder aufs neue. Du denkst.. es wäre für mich nur furchtbar und schmerzhaft in dich verliebt zu sein, doch das ist nicht wahr. Natürlich hast du nicht nur positive Eigenschaften, aber wer hat das schon? Du musst mich nicht vor meinen eigenen Gefühlen beschützen, Nathan. Dass du mich aus deinem leben verbannen wolltest, esgal aus welchem Grund, war sehr viel schmerzhafter, als die einfache Tatsache, dass du nicht empfindest wie ich."
Ich versuchte ihm verständlich zu machen was ich fühlte und warum ich wie fühlte. Auch wenn ich mir nicht sicher war ob mir das gelang, denn Gefühle wie Lieeb waren bekanntlich schwer in Wort zu fassen. Als er mich auf seinen Schoß zog, wehrte ich mich nicht dagegen. Als er das sagte, dachte ich nur umso mehr, dass es hierbei eigentlich nicht wirklich um mich ging und doch war ich überrascht. Er schien quasi nach Ausreden zu suchen, nach Gründen warum es nicht ging.
"Ja, was wäre dann? Es hätte sich nichts geändert. Es wären immernoch du und ich. Sarah und Nathan die sich ständig gegenseitig aufziehen und blöde Entscheidungen treffen. Aber du musst dich doch nicht wegen mir zwingen Gefühle mich zu entwickeln oder was auch immer. Ich habe dir schon mal gesagt, dass ich nichts erwarte. Hätte ich gewusst, dass das alles so endet hätte ich das für den Rest meines Lebens niemals ausgesprochen. Ich will nicht, dass du Angst hast. Du hast doch gar nichts zu verlieren. Du sagst es steht zu viel auf dem Spiel und dabei warst du derjenige der eben fast alles einfach.. hingeschmissen hätte. Du suchst nach Gründen warum was nicht gehen kann oder nicht sein darf. Aber diese Gründe sind gar keine. Ich glaube viel mehr, dass du Angst davor hast dich wieder zu verlieben, das ist alles."
Ich hoffte ich ging mit dieser Äußerung nun nicht zu weit, aber was hatte ich denn noch zu verlieren? Ich wollte ehrlich zu ihm sein. Dass er nicht gerade scharf darauf war, sich wieder auf eine Frau vollkommen einzulassen verstand ich doch. Aber darum ging es doch auch gar nicht. Ich wollte unsere Freundschaft retten, nicht ihn dazu bringen sich in mich zu verlieben, was so oder so nicht gehen würde.

Endlich sah ich wenigstens ein kleines Lächeln auf seinen Lippen, das beruhigte mich etwas. Dieses ständige mega ernste Gesicht, stand ihm nämlich nicht. Ich lächelte ebenfalls als er meine Stirn küsste und legte den Kopf schief.
"Achja? Ich finde bestimmt noch mehr Gründe."
Antwortete ich kichernd. Und schon war es für einen kleinen Moment lang genauso wie früher, Bewies das nicht eigentlich schon, dass es nicht komplett aussichtslos war? Kaum hatte ich das gesagt kam endlich die Erleichterung in mir auf, denn er sagte endlich dass er nicht aufgeben würde. Ich seufzte erleichtert aus und legte meine Stirn an seine wobei ich die Augen schloss. Ich hatte schon befürchtet, eigentlich damit gerechnet, dass meine schlimmste und größte Angst wahr werden würde. Doch dem war nun zum Glück doch nicht so. Langsam zog ich meinen Kopf wieder ein Stück zurück und sah ihm in die Augen.
"Das verstehe ich. Aber davon reden wir doch gar nicht. Du musst dich nicht in mich verlieben um mich zum lachen zu bringen oder mich glücklich zu machen. Das tust du auch so."
Ich legte dann einfach meine Arme um seinen Hals und zog ihn dicht an mich wobei ich ihn fest drückte. Er musste nicht das Gefühl haben, dass das einzige was mich glücklich machen könnte seine Liebe wäre. Dass er weiterhin an meiner Seite war, reichte mir schon völlig aus.
Als er lachte fragte ich mich woran er wohl gerade dachte. Aber es tat gut ihn nicht so depremiert zu sehen. Ich war mir sicher, dass wir das mitd er Zeit wieder hinkriegen würden. Ich stand dann langsam auf und hielt ihm meine Hand hin.
"Na komm, lass uns wieder rein gehen. Du bist doch bestimmt müde und etwas Schlaf würde uns beiden nicht schaden."

"Du solltest wieder öfter lächeln. Dieses ernste, depremierte Gesicht steht dir nicht."
Grinsend brachte ich mit meiner Hand wieder seine Haare durcheinander und lachte einmal kräftig auf. Das konnte ich mir jetzt einfach nicht verkneifen. Ich war froh, dass wir so weit alles geklärt hatten. Klar würde es noch eine Weile weh tun, aber es war auszuhalten. Jetzt wo ich quasi wusste wie es sich anfühlte ihn zu verlieren, fand ich die Tatsache, dass er mich nicht liebte auch nur noch halb so schlimm. Im Grunde war ich froh, dass er mich doch noch mal aufgehalten hatte als ich gehen wollte, sonst wäre es das jetzt vermutlich gewesen. Als er mich plötzlich auf den Arm nahm musste ich wieder lachen. Auch ihm schien es jetzt wieder ein wenig besser zu gehen, was mich freute. Ich hielt mich an ihm fest während er mich ins Zimmer trug und griff sofort nach dem Kissen als er mich auf dem Bett ablegte. Ich fühlte mich wirklich müde und erschöpft. Der Tag war ziemlich lang gewesen und auch anstrengend. Lächelnd beobachtete ich ihn wie er sich zu mir legte und striff mir nebenbei noch eben die Schuhe von den Füßen die ich wortlos auf den Boden fallen ließ bevor ich sein Angebot wahr nahm und mich nickend vorsichtig an seinen warmen Körper kuschelte. Gerade jetzt war ich froh, dass ich ihm trotz allem so nah sein durfte und er nicht auf Distanz ging, was ich allerdings verstanden hätte.
"Gute Nacht."
Nuschelte ich noch bevor ich die Augen auch schon schloss und einmal leise gähnte.

Ich fand seinen "bösen Blick" einfach zu amüsant. Ich konnte das einfach nicht richtig ernst nehmen, auch wenn ich wusste, dass er das hasste.
"Ja, das weiss ich."
Antwortete ich frech grinsend und schüttelte dann den Kopf. Genau das meinte ich. Eben noch saßen wir hier, völlig verzweifelt von beiden Seiten und jetzt schon lachten wir wieder miteinander, fast als ob nichts gewesen wäre. Diese Leichtigkeit liebte ich einfach und würde ich das verlieren..wüsste ich nicht was ich tun sollte.
"Du auch."
Murmelte ich kichernd als er gähnte. Ich konnte mir vorstellen, wie müde er gewesen sein musste. Immerhin war es für ihn genauso emotional anstrengend gewesen wie für mich und noch dazu hatte er vorher auch noch Sport getrieben. Da er vor mir einschlief gab ich ihm noch einen kurzen, aber snaften Kuss auf die Lippen, auch wenn es verbotene Zone war. Er schlief ja und würde davon sowieso nichts mitbekommen.
"Träum was schönes."
Flüsterte ich kaum hörbar und streichelte kaum merkbar seine Wange bevor ich wieder die Augen schloss und kurz darauf ebenfalls in einen tiefen Schlaf fiel.

Mir stockte erst der Atem als sich heraus stellte, dass er noch oder schon wieder wach war. Aber ich beschloss einfach mal so zu tun als wäre gar nichts gewesen. Das hielt ich in diesem Moment für die beste Idee, also reagierte ich daraufhin gar nicht erst weiter. Ein Glück schlief ich sowieso vor Erschöpfung ziemlich schnell danach ein.
Erst am späteren Morgen öffnete ich langsam wieder meine Augen und kehrte aus dem Land der Träume zurück.
"Mhmm."
Murmelte ich und wischte mir mit einer Hand durchs Gesicht. Ich war noch völlig verpennt und nicht ganz bei mir als ich mir wieder ins Gedächtniss rief wo ich eigentlich war. Blitzartig sah ich neben mich als wolle ich feststellen, ob Nathan immernoch da war. Hätte ja sein können, dass er es sich anders überlegt hatte. Danach huschte mein Blick durch den Raum. Es war keiner da. Naja, wirklich traurig war ich darüber ehrlich gesagt nicht. Ich sah dann wieder zu ihm und musste automatisch lächeln. Er sah so wahnsinnig süss aus, wenn er schlief. Auch wenn ich bereits wach war, entschloss ich mich ihn noch etwas schlafen zu lassen. Ihn zu wecken wäre irgendwie egoistisch gewesen. Vorsichtig stand ich aus dem Bett auf und schlich mich rüber in das kleine Badezimmer. Als ich einen Blick in den Spiegel warf bekam ich fast eine Herzattacke. Meine Haare waren völlig zerzaust und mein Make-Up von gestern war völlig verschmiert. Ich drehte schnell den Wasserhahn am Waschbecken auf und wusch mir erst einmal gründlich das Gesicht. Ob ich gestern Nacht schon so schlimm ausgesehen hatte? Ich hoffte es ja mal nicht.

Dass Nathan längst aufgewacht war, bekam ich gar nicht mit. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt nicht mehr ganz so schrecklich auszusehen. Was für einen Eindruck würde es denn machen wenn ich in der nächsten Zeit sein Zimmer verlassen würde und mich jeder so sehen konnte? Dann war es ja schon vorprogrammiert, dass mich alle für bekloppt halten würden. Nur mühselig schaffte ich es das alte Make-Up nur mit Wasser zu entfernen. Das nächste Mal würde ich wohl nie mehr ohne Kosmetiktücher aus dem Zimmer gehen.
Als ich inne hielt und in den Spiegel sah wurde ich irgendwie plötzlich gefühlsduselig. Mir wurde auf einmal richtig bewusst, dass ich gestern Nacht, so schlimm diese Nacht auch teilweise gewesen sein mag, meinen ersten richtigen Kuss bekommen hatte. Leicht grinsend fuhr ich mit meinen Fingerspitzen über meine Lippen. Mir war so als hätte ich seine Lippen auf meinen immernoch spüren können. Oh Gott, was dachte ich da nur wieder? Ich schüttelte schnell den Kopf und spritzte mir noch etwas kaltes Wasser hinein. An sowas durfte ich gar nicht erst denken, sonst würde ich ihn vielleicht am Ende wirklich noch verlieren.
Kaum hatte ich das gedacht, öffnete sich auch schon unverhofft die Tür und ich sah ihn überrascht an. Woher hatte er nur dieses unglaubliche Timing?
"Guten Morgen.."
Murmelte ich kleinlaut mit einem Lächeln auf den Lippen. Ob er böse war, dass ich ihn nicht geweckt hatte? Ich hoffte ja mal nicht.

Wie lange er da wohl schon stand ohne, dass ich es bemerkt hatte? Nunja, ich wollte da kein großes Drama drum machen. Was ich empfand wusste er ja schließlich, also gab es keinen Grund mehr etwas zu verheimlichen, richtig?
"Entschuldige wenn ich dich geweckt habe.. du sahst so friedlich aus, da wollte ich dich noch etwas schlafen lassen."
Meinte ich bevor ich nach einem Handtuch griff um mir das endlich saubere Gesicht abzutrocknen. Als er auf mich zu kam und mir einen so zärtlichen Kuss auf die Stirn drückte schmunzelte ich leicht. Ich war froh, dass wir uns jetzt nicht total merkwürdig verhielten.
"Ich kann dir nur das selbe sagen."
Sagte ich als ich ihm nun einen Kuss auf die Wange gab. Wir mochten es wohl beide nicht den anderen traurig oder verletzt zu sehen. Es tat gut zu wissen, dass nicht nur mir so ging. Als er in den Spiegel sah un sein Blick auf sein Shirt richtete bemerkte auch ich das erste Mal, dass überall auf seinem Shirt schwarze Flecken waren.
"Ohje.. das tut mir leid."
Das tat es wirklich, denn ob es wieder raus ging war eher Glückssache. Doch er schien es nicht allzu schlimm zu finden da er darüber lachte und sich das Shirt einfach mal eben vor meinen Augen auszog. Ich biss mir auf die Unterlippe und auf einmal kam mir wieder in den Sinn, dass er mich ja gestern für kurze Zeit fast nackt gesehen hatte als ich mich vor ihm umgezogen hatte. Ich war so sauer und verletzt, dass ich darüber gar nicht nachgedacht hatte. Peinlich berührt drehte ich den Kopf weg und murmelte ein leises "Nein." auf die Frage hin ob ich was dagegen hätte wenn er duschen würde.
"Ich bin auch gleich fertig."
Fügte ich noch etwas neben der Spur hinzu wobei ich leicht grinste da er mir auf den Hintern schlug. Mich nervte allerdings, dass ich nicht mal eine Zahnbürste oder Haarbürste dabei hatte. Etwas verzweifelt versuchte ich meine Haare irgendwie zurecht zu zupfen was mir allerdings eher schlecht als recht gelang.

"Oh, ich wusste nicht, dass du da so viel Wert drauf legst, entschuldige."
Ich fuhr mir grinsend durchs Haar und leckte mir über die Lippen. Hätte ich das gewusst, wäre ich natürlich liegen geblieben und wahrscheinlich nie mehr aufgestanden. Ich kicherte leise vor mich hin und schenkte ihm einen kurzen, intensiven Blick bevor ich wieder in den Spiegel sah.
"Sagst du das jetzt nur, damit ich mich nicht schlecht fühle?"
Fragte ich lachend, fand das aber irgendwie süss. Ich konnte mir eigentlich nicht vorstellen, dass man sich etwas kaufte was einem nicht gefiel. Gut, ich tat das dauernd, weil ich der Meinung war, dass ich so enge Klamotten oder Kleider etc nicht tragen konnte. Aber er konnte doch so gut wie alles tragen, er würde immer perfekt aussehen. Als er plötzlich meinte ich solle meinen Körper nicht so verstecken musste ich wieder lachen. Ihm war wohl gerade das selbe in den Kopf gekommen wie mir. Na super, ich hatte die Hoffnung er hatte es vielleicht schon vergessen, obwohl das sowieso eher unwahrscheinlich war.
"Ach und was soll ich deiner Meinung nach tragen, mister Style-Experte?"
Fragte ich neugierig und schon im nächsten Moment hielt er mir eine Zahnbürste vor die Nase. Manchmal fragte ich mich wirklich ob er meine Gedanken lesen konnte. Dankend nahm ich die Zahnbürste an mich und hielt sie kurz unters Wasser bevor ich etwas Zahnpasta drauf tat und anfing mir die Zähne zu putzen. Als er meinte er würde schon mal duschen gehen, wollte ich erst protestieren, doch da stand er schon.. nackt! Oh Gott, oh Gott, oh Gott!!! Dachte ich und wusste gar nicht recht wo ich hinschauen sollte. Gut, ih war zwar keine 14 mehr, trotzdem machte mich dieser Anblick ziemlich nervös. Wahrscheinlich wollte er mich mal wieder nur ärgern. Ich ließ es mir trotz allem nicht nehmen einen Blick auf seinen Knackarsch zu werfen. Wann bekam man schon mal so eine Chance?
"Manchmal bist du wirklich unmöglich!"
Stellte ich fest und schüttelte den Kopf bevor ich mich wieder aufs Zähne putzen konzentrierte.