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Wir teilten also das selbe Geheimnis und keiner brachte es über die Lippen. Ich war mir noch nicht zu hundert Prozent sicher, deswegen sagte ich nichts und was hätte ich auch machen sollen? Ich konnte ihn ja schlecht fragen ob er ein Vampir war und ob wir nicht demnächst die nächste Blutbank ausrauben sollten. Das war nicht gerade der Burner beim ersten Treffen. Deswegen hielt ich mich zurück und wenn ich mich irren sollte, würde der neu kennen gelernte nette Typ mich für eine total Irre halten.
Wir verließen gemeinsam das Lehrerzimmer und ich verabschiedete mich in die Runde, wie man das eben so machte wenn man seinen Arbeitsplatz verließ. Der letzte übergebliebene Lehrer nickte kurz und besah dann wieder seine Unterlagen.
Ich nickte lächelnd und deutete einen Knicks an, als Dean mir die Tür auf hielt. "Danke sehr!", gab ich von mir und schlüpfte hindurch in den fast leeren Korridor. Eine Schule in der Dunkelheit war schon beunruhigend, irgendwie. Also für mich nicht, aber als Mädchen hätte ich mich nicht wohl gefühlt. Ich versuchte mich oft daran zu erinnern was ich in verschiedenen Situationen fühlen würde, wenn ich noch ein Mensch wäre, damit ich meine Menschlichkeit nicht verlor. Denn das hatte dieser Bastard mir nicht nehmen können.
Wir verließen die Schule und gingen weiter in Richtung der Bar. Jedenfalls vermutete ich das, denn ich schlug den selben Weg wie Dean ein und er hatte offenbar den Plan.
Es war ein ruhiger und milder Abend, das mochte ich, ich war kein Winterfan, auch wenn mir die Wetterverhältnisse nichts mehr ausmachten.
Vor der Bar angekommen runzelte ich die Stirn und besah mir den Laden von oben bis unten. "Hmm hübsch!", sagte ich, doch es war nicht wirklich hübsch. Eben eine Bar in einer Kleinstadt, sie sah aus wie jeden andere.
Ich folgte ihm in die Bar und wir nahmen nebeneinander auf Barhockern platz. Vorher hatte ich meine Jacke ausgezogen und sie über den Hocker gehangen, jetzt saß ich drauf. Ich wippte mit dem rechten Bein und sah mir die Leute in dem Laden an. Es waren immer wieder die selben Leute und ich beneidete sie so sehr.
Aber ich nahm mir vor mich jetzt mit Dean und nicht mit den Menschen zu beschäftigen. "Wieso bist du Lehrer geworden?" Er war sicherlich auch jemand mit mehr Können und mehr Kompetenzen als ein Lehrer benötigte, genauso wie ich.

Nach ein paar Minuten waren sie angekommen. Schon von weitem konnte man die Bar an den hellen Lichtern und ihrer Aufschrift erkennen, sie war also unfehlbar und kaum zu übersehen. Ihre Äußerung ließ erneut ein Grinsen auf seine Lippen wandern. Sie war vielleicht nicht die schönste Bar, dennoch versprühte sie eine ganz nette Atmosphäre, einfach ein Ort wo man sich gerne unterhielt und wo man sich auch gerne mal auf eine Runde trinken, zusammen setzte. Dean mochte diese Bar, keine Ahnung warum genau, doch es war einfach einer der Plätze geworden, wo er ziemlich gerne hinging, wenn er sich amüsieren wollte.
Gemeinsam setzten sie sich auf zwei nebeneinander platzierten Barhockern und Dean begann mit dem Fuß rhythmisch zur Musik zu wippen, die im Hintergrund lief. Von allen Seiten hörte man das Klimpern der Bierflaschen oder Gläsern. Es war ein schöner Abend, wo sich jedermann gerne in die Bar setzte und mit Freunden etwas trinken ging. Für die einen war das ein Abend wie jeder andere, für andere jedoch etwas Besonderes. Es kam eben darauf an, wie oft man solche Orte wie diesen hier, einen Besuch abstattete. Früher, als er gerade zum Vampir gemacht geworden war, hatte er oft Bars aufgesucht und seinen Frust in Alkohol ertrunken, doch auch irgendwann war sein ‚Leben’ wieder bergauf gegangen und er hatte wieder einen Sinn gefunden, für was es sich lohnte, dass Leben richtig auszukosten. „Puh, das ist eine wirklich gute Frage!“ dabei zog er eine nachdenkliche Miene und stieß einen Seufzer aus. Eigentlich war er nicht Lehrer geworden, weil er den Job so wahnsinnig toll fand, viel eher um das Wissen, dass er besaß, an andere weiterzugeben. Schließlich hatte er viel Erfahrung, mehr als die gewöhnlichen Menschen. „Ich würde mal sagen wegen dem, was man den Studenten beibringen kann. Einfach seine Erfahrungen zu teilen!“ sprach er nun endlich aus. „Und wie stehts mit dir? Bist du Lehrer geworden, weil du schon immer unterrichten wolltest, oder wegen etwas anderem?“
Der Barkeeper kam zu ihnen und Dean bestellte sich einen Tequilla Sunrise, nachdem auch Kristen bestellt hatte. „Hast du eigentlich Freunde oder Familie hier in der Gegend, oder auch ganz alleine hier?“ der Vampir war sich nicht sicher, immerhin wusste er nicht ob sie erst frisch verwandelt wurde oder auch schon eine der älteren Sorte war. Seine Familie war schon verstorben bevor er zu dem wurde, was er jetzt war, doch Freunde hatte er hier in der Nähe, wenn auch keine von früher. Für ihn war es wichtig Bezugspersonen in seiner Umgebungen zu haben, denen man blind vertrauen konnte. Oft dachte er darüber nach, was wohl gewesen wäre, wenn er seine Zeit als Mensch abgelebt hätte und seine Verwandlung nie stattgefunden hätte. Vielleicht wäre alles viel einfacher und unkomplizierter gewesen, dennoch zählte das „Hier und Jetzt“ außerdem hätte er dann auch nie die Menschen kennengelernt, die ihm jetzt sehr ans Herz gewachsen waren.

Es war okay, besser als einiges was ich gesehen hatte, aber ich war natürlich auch schon mal im Ritz und das war mit so einer Bar hier nicht zu vergleichen, aber das ging schon klar.
Ich mochte es wenn ich wusste, dass ich Abends wohin gehen konnte und bekannte Gesichter traf und das hier war so ein Ort der zu so etwas werden konnte.
Als wir drin saßen beschloss ich, dass ich mich hier wohl fühlen würde und die Barkeeper waren wirklich sehr aufmerksam.
Die ganzen Menschen machten mich nicht mehr nervös, ich war schon älter und hatte mich wirklich gut im Griff was das Blut anging, ich konnte meinen Durst sehr gut unterdrücken und ich hatte sowieso nicht die Absicht Menschen zu töten.
Ich presste die Lippen aufeinander und überlegte einen Moment. "Ich hatte schon immer ein Faible für Sprachen, ich wollte was sinnvolles mit meinem Leben anstellen und mir macht es Spaß anderen etwas beizubringen. Da war Lehrer wohl die perfekte Wahl!" Da mein Leben ansonsten total verkorst war, fand ich einen seriösen Job wirklich hilfreich und es machte mir Spaß.
"Das Unterrichten stand da nicht an erster Stelle, eher der soziale Aspekt und der Kontakt mit anderen Menschen."
Ich bestellte ein Corona und der sehr aufmerksame Barkeeper war ziemlich fix damit mir dieses vor die Nase zu stellen. "Vielen Dank!", lächelte ich.
Ich schüttelte den Kopf, denn außer ihm und meinen Chef kannte ich niemanden hier mit Namen. "Ich bin allein hier. Weißt du, es gibt niemanden mehr der auf mich wartet." Das war hart sich das einzugestehen, denn ich dachte nicht gern an den Tod meiner Familie zurück.

Dean war von ihren Sprachkenntnissen mehr als beeindruckt. Nie könnte er sich vorstellen so viele Sprachen perfekt sprechen zu können. Er nickte kurz, als sie geendet hatte. Ihre darauffolgende Antwort ließ ihn den Kopf erneut leicht schräg legen. Schließlich wusste er wie es war wenn man ganz alleine an einem Ort war und von vorne anfing, ohne Freunde oder Familie in der Nähe zu haben. Es war kein schönes Gefühl, doch der Vampir hatte ja jemanden der ihm nahe stand, in der Umgebung und diese Person war niemand geringeres als Melanie. Doch auf irgendeine Art freundete er sich auch gerade mit Kristen an. Immerhin war sie ihm sehr sympathisch.
Im nächsten Augenblick bekamen sie auch schon ihre bestellten Drinks. Er schenkte dem Barkeeper einen dankbaren Blick, bevor er sich wieder der jungen Vampirin zuwendete. Dean nippte an seinem Cocktail und seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Er schmeckte wirklich köstlich und es war auch sein absolutes Lieblingsgetränk, zumindest was Menschen so tranken, denn Blut stand natürlich ganz oben auf der Liste. "Du wirst schon sehen, hier wirst du schnell Freunde finden und dich wohl fühlen!" munterte er sie auf, denn er hatte ihren nachdenklichen Blick bemerkt.
Mit einem Zug leerte er den Drink und lehnte sich sah Kristen an, wobei er einen Blick auf die Uhr erhaschte. Es war wirklich schon spät und er hatte noch etwas zu klären wegen einem Haus, das er als Immobilienanlage gekauft hatte. Einige Interessenten hatten sich gemeldet und mit denen müsste er noch einiges besprechen. Dean wusste was jetzt kommen würde, obwohl er gar keine Lust hatte zu gehen, da es wirklich gerade sehr nett war sich mit ihr zu unterhalten. Langsam stand er auf und stemmte die Hände gegen die Theke. "Tut mir leid aber ich muss mich wirklich auf den Weg machen!" dabei presste er die Lippen aufeinander und schrieb auf einen Zettel, den er aus seiner Jackentasche holte, seine Nummer auf. "Falls ich mal nicht auf der Uni zu finden bin!" er zwinkerte ihr zu, zahlte die Getränke für die beiden und machte sich bereit zum Gehen. Bevor er die Tür ganz erreicht hatte, drehte er sich nochmal um und schenkte ihr ein Grinsen, dann war er auch schon im Dunkel der Nacht verschwunden.


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